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Regeste

Diese Zusammenfassung existiert nur auf Französisch.

SUISSE: Art. 1, 8 et 13 CEDH. Interdiction d'entrée en Suisse imposée au requérant domicilié dans l'enclave de Campione d'Italia en raison de son inscription sur l'annexe d'une ordonnance adoptée par la Suisse vu les résolutions du Conseil de sécurité de l'ONU dans le cadre de la lutte contre le terrorisme.

Les actes nationaux de mise en oeuvre du régime des sanctions du Conseil de sécurité de l'ONU ont été pris par les organes de la Suisse, qui a exercé sa juridiction sur un individu en dehors de son territoire (ch. 116 - 122).
La Convention ne garantit pas le droit pour un individu d'entrer sur un territoire dont il n'est pas ressortissant. Toutefois, vu sa situation très particulière, le requérant a subi une ingérence dans son droit au respect de la vie privée et familiale. Prévue par la loi, celle-ci visait la prévention des infractions pénales et la protection de la sécurité publique de la Suisse.
Les investigations menées en Suisse et en Italie ont été classées, les soupçons pesant sur le requérant étant infondés. Son nom avait été inscrit par les Etats-Unis et les autorités suisses n'étaient pas compétentes pour engager une procédure de radiation, la Suisse n'étant pas l'Etat de nationalité ou de résidence de l'intéressé. Cependant, elles n'ont pas tenté d'inciter l'Italie à le faire ni offert leur assistance au requérant pour demander des dérogations. La Cour considère dès lors que les autorités suisses n'ont pas suffisamment pris en compte les spécificités de l'affaire, la situation géographique de l'enclave, la durée des mesures infligées, la nationalité, l'âge et l'état de santé du requérant, et qu'elles disposaient d'une latitude pour mettre en oeuvre les résolutions du Conseil de sécurité de manière conforme à la Convention, en assouplissant le régime des sanctions applicable à sa situation particulière (ch. 173 - 199).
Conclusion: violation de l'art. 8 CEDH.
Si le requérant a pu saisir les juridictions internes, le Tribunal fédéral a estimé qu'il ne pouvait pas lui-même lever les sanctions, de sorte que l'intéressé n'a pas disposé d'un recours effectif pour faire remédier à la violation de ses droits (ch. 209 - 214).
Conclusion: violation de l'art. 13 combiné avec l'art. 8 CEDH.



Inhaltsangabe des BJ
(3. Quartalsbericht 2012)

Recht auf Achtung des Privat- und Familienlebens (Art. 8 EMRK) und auf wirksame Beschwerde (Art. 8 i.V.m. Art. 13 EMRK); Auferlegung eines Ein- und Durchreiseverbots nach Aufnahme in den Anhang einer innerstaatlichen Verordnung als Folge der Umsetzung von Resolutionen, die der UNO-Sicherheitsrat zur Bekämpfung des Terrorismus verabschiedet hatte.

Der Beschwerdeführer ist ein italienisch-ägyptischer Doppelbürger mit Wohnsitz in Campione d'Italia, einer italienischen Enklave im Kanton Tessin. Am 9. November 2001 wurden er und mehrere Organisationen, zu denen er Kontakte pflegte, in die Liste im Anhang der Resolutionen Nr. 1267 ff. des UNO-Sicherheitsrates eingetragen. Diese Resolutionen sehen verschiedene Sanktionen gegenüber Personen und Organisationen vor, welche Beziehungen zu Osama bin Laden und der Al-Qaïda unterhielten. Sie verpflichten die Staaten, die Vermögen der betroffenen Personen einzufrieren, sowie die Ein- oder Durchreise zu verbieten. Zur Umsetzung der genannten Resolutionen erliess der Bundesrat die Verordnung über Massnahmen gegenüber Personen und Organisationen mit Verbindungen zu Osama bin Laden, der Gruppierung "Al-Qaïda" oder den Taliban ("Talibanverordnung"). Im Mai 2005 stellte die Bundesanwaltschaft das Strafverfahren gegen den Beschwerdeführer ein, weil sich die erhobenen Vorwürfe als unbegründet erwiesen. Der Beschwerdeführer verlangte daraufhin, dass er und die Organisationen, zu denen er Beziehungen pflegte, aus dem Anhang zur Talibanverordnung gestrichen würden. Sein Gesuch wurde abgelehnt, weil die Schweiz Personen nicht aus dem Verordnungsanhang streichen könne, solange diese noch auf der Liste des Sanktionenausschusses der UNO figurierten. Das Bundesgericht wies eine Beschwerde des Beschwerdeführers ab, weil Art. 25 der UNO-Charta die Mitgliedsstaaten verpflichte, die Beschlüsse des Sicherheitsrates zu akzeptieren und anzuwenden. Am 23. September 2009 wurde der Beschwerdeführer von der Liste im Anhang zu den Resolutionen des UNO-Sicherheitsrates gestrichen.

Nach Auffassung des Gerichtshofs hätte im Lichte von Art. 8 EMRK die Aufrechterhaltung oder Verschärfung der Sanktionen überzeugend begründet werden müssen. Der Gerichtshof zeigte sich überrascht, dass die Schweiz den Sanktionenausschuss erst 2009 über die Einstellung des Strafverfahrens gegen den Beschwerdeführer im Mai 2005 informiert habe. Eine schnellere Mitteilung hätte wahrscheinlich ermöglicht, dass der Beschwerdeführer auch früher von der Liste der UNO gestrichen worden wäre [1]. Die Schweizer Behörden hatten aus Sicht des Gerichtshofs die Besonderheiten des Falles nicht hinreichend berücksichtigt; namentlich die geographische Lage von Campion d'Italia, die Dauer der Massnahmen sowie die Staatsangehörigkeit, das Alter und den Gesundheitszustand des Beschwerdeführers. Gemäss dem Gerichtshof bestand bei der innerstaatlichen Umsetzung der Resolutionen des Sicherheitsrates Spielraum für eine Minderung der Auswirkungen der Sanktionen gegenüber dem Beschwerdeführer. Insofern konnte sich die Schweiz nicht mit dem Hinweis auf die Verbindlichkeit der Sicherheitsratsresolutionen begnügen, sondern hätte den ihr verbleibenden Entscheidungsspielraum ausschöpfen müssen, um die Auswirkungen der Sanktionen der besonderen Lage des Beschwerdeführers anzupassen. Verletzung von Art. 8 EMRK (einstimmig). Die Einschränkungen der Bewegungsfreiheit des Beschwerdeführers qualifizierte der Gerichtshof nicht als Freiheitsentzug im Sinne von Art. 5 EMRK. Keine Verletzung von Art. 5 Abs. 1 und 4 EMRK (einstimmig). Zwar konnte, so der Gerichtshof, der Beschwerdeführer seine Bestrebungen, aus dem Anhang zur Talibanverordnung gestrichen zu werden. innerstaatlich gerichtlich anhängig machen (Art. 13 EMRK). Das Bundesgericht habe aber festgestellt, es könne die Sanktionen nicht selber aufzuheben, weil dafür allein der Sanktionenausschuss zuständig sei. Der Beschwerdeführer hatte mithin keine wirksame Beschwerde, um die Streichung seines Namens aus dem Anhang zur Talibanverordnung zu verlangen und die Konventionsverletzungen beheben zu lassen. Verletzung von Art. 13 i.V.m Art. 8 EMRK (einstimmig).

[1] Die Schweiz hatte die UNO im Juni 2005 informiert (UN Doc. S/2005/572 Anhang II, § 9s).

contenuto

decisione CorteEDU intera
regesto (tedesco)

referenze

Articolo: art. 8 CEDH, Art. 1, 8 et 13 CEDH